Drohnen, Roboter und Abholstationen – Wie sich die Trends der Logistik auf die Verpackung auswirken

Die Logistik ist die Engstelle einer jeden Onlinebestellung. Die Kunden wollen die Ware am liebsten sofort, doch nach dem “Kauf-Klick” passiert noch sehr viel, bis das Produkt beim Empfänger ist. Einpacken, verschicken und warten, bis sie ankommt, reicht heute schon lange nicht mehr. Insbesondere die “letzte Meile”, also die Zustellung an den Empfänger, ist zum Teil sehr problematisch – nicht nur, weil oft niemand zu Hause ist. Die Händler und auch Versand-Dienstleister sind sich dessen bewusst und testen auf einigen Gebieten, um den Versand nicht nur sehr schnell, sondern auch zum Erlebnis zu machen. Dabei ist die Ankündigung der Drohnenlieferung von Amazon nur ein Aspekt.

Bild: Viktor Hanacek

Abholstationen und Schließfächer

Eine Möglichkeit, die fast jeder kennt, sind die Packstationen von DHL. Hier können die Pakete rund um die Uhr abgeholt werden und man spart sich den unliebsamen Weg zur Postfiliale und das lange Anstehen zu oft nicht passenden Öffnungszeiten. Ein guter Start von DHL, um den Frust des “roten Kärtchens” im Briefkasten entgegenzuwirken. Denn wer kennt sie nicht, die Ansage: “Schade das wir Sie heute nicht antreffen könnten, wir kommen morgen wieder – zur gleichen Zeit.”. Frustrierender ist es nur, wenn man eigentlich zu Hause war, aber niemand geklingelt hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Die Packstationen gibt es nun schon seit über 15 Jahren – ca. 2.750 an der Zahl deutschlandweit. Verglichen mit der Anzahl an Tankstellen, nämlich knapp 14.500, nicht gerade viel. So dachte wohl auch Amazon, denn seit letztem Jahr kooperiert Amazon mit Shell und stellt im ersten Test in Berlin und München Schließfächer, die Amazon Lockers, auf, an denen Amazonbestellungen abgeholt werden können. Seit Beginn diesen Jahres gibt es die Amazon Lockers auch auf einigen Edeka-Parkplätzen und seit Mai auch auf vier Aldi-Süd Parkplätzen, was im Raum München weiter ausgebaut werden soll.

Bildquelle: DHL

Noch verlockender sind die Paketboxen, welche direkt am Haus sind. Ein Briefkasten für Pakete sozusagen. Von DHL kann man direkt einen der recht großen Kästen erwerben. Allerdings nur für DHL Pakete. Die anderen Lieferdienste (Hermes, GLS, UPS und DPD) möchten diese in Zukunft für alle Lieferdienste zugänglich machen. (Quelle: t3n) Es gibt aber auch Lösungen von einigen Start-Ups. Beispielsweise Lockbox, welche eine Box direkt an der Haustür befestigen und die Pakete dort abliefern. Das Angebot ist allerdings noch stark eingeschränkt, was die verfügbaren Partnershops und Städte betrifft. Anbieter wie Biohort, PaketIn und Mypaketkasten haben eine Lösung für alle Paketdienste, allerdings sind die Boxen nicht kostenfrei.

Sehr vielversprechend klingt auch die Idee der fahrenden Packstationen. Diese Stationen parken an zentralen Orten und können den Empfängern die Abholung außerhalb der Öffnungszeiten von Fillialen ermöglichen.

Eine weitere Lösung testet derzeit Volvo: die Zustellung der Pakete im Kofferraum. Das Auto als Paketbriefkasten – in 250 Städten weltweit soll dies bis 2025 Normalität sein. Natürlich ist auch Amazon hier aktiv und kooperiert mit Audi, Smart beteiligt sich in Köln an einem Feldversuch. Sicherlich ist das für Paketdienste verlockend, kann man doch auf einem großen Firmenparkplatz sehr viele Pakete loswerden. Derzeit gibt es aber noch technische Grenzen, beispielsweise der GPS-Empfang in der Tiefgarage oder das Handynetz: Ohne Verbindung lässt sich der Kofferraum nicht öffnen. Dafür gibt es bei dieser Form der Zustellung keine rechtlichen Hürden im Vergleich zum Versand mit Drohnen.

Drohnen

Schlagzeilen machte Amazon, als sie verlauten liesen, Pakete bald innerhalb von 30 Minuten via Drohnen zustellen zu lassen. Klingt verlockend für uns Verbraucher, tatsächlich wird in Kanada (unter “Prime Air”) auch schon fleißig getestet. Auch DHL testet dies, und zwar mit Lieferungen auf die Nordseeinsel Juist und zur Winklmoos-Alm in den Alpen. Technisch ist die Lieferung, dank GPS und Kollisionsvermeidungssoftware eigentlich kein Problem. Allerdings scheitert es (noch?) an der Rechtslage. Nach derzeit geltendem deutschem Luftfahrtrecht ­bedürfen unbemannte Fluggeräte der Kontrolle durch einen Piloten, der – und das ist der Haken – sich in direkter Sichtweite zum Gerät befindet. Eine Drohne, die ohne menschliche Hilfe ins Ziel findet, ist im ­zivilen Einsatz verboten, eine Steuerung über eine Videokamera an Bord ebenso. (Quelle: www.internetworld.de)

Bildquelle: Amazon
Bildquelle: Amazon

Seit Januar gibt es eine neue Verordnung, welche zwar kommerzielle Flüge von der Sichtflugregel befreit, allerdings darf eine Drohne nicht mehr als 25 kg wiegen, nicht höher als 100 m und nicht über Menschenansammlungen oder Einsatzorten von Polizei und Rettungsdienst fliegen. Weiterhin benötigen die Personen, die die Drohne fernsteuern einen Befähigungsnachweis oder eine Fluglizenz, sobald die Drohne mehr als 5kg wiegt.

Mit diesen Hürden scheint es hier in Deutschland nicht möglich in großen Städten eine Lieferung via Drohne zu ermöglichen. Dies bestätigt auch Andreas Reß, Geschäftsführer Sales & Costumer Service bei DPD Deutschland, gegenüber dem ecommerce Magazin:

“Drohnen können für Paketdienste in Zukunft von Bedeutung sein – allerdings nur in ganz speziellen Fällen, etwa bei dringenden Lieferungen kleiner Pakete in abgelegene oder schwer zugängliche Regionen.”

In den USA setzt Amazon in der Diskussion über Drohnen sogar noch einen drauf: Dort wurde ein Patent für ein fliegendes Warenhaus eingereicht, eine Art Zeppelin, welcher über der Lieferregion schwebt. Die Pakete sollen vollautomatisch via Drohne ausgeliefert werden. (Quelle: www.giga.de)

Roboter und selbstfahrende Autos

Weit näher als die Lieferung via Drohne scheint die Lieferung mit Robotern zur Unterstützung des Paketbooten. Mercedes präsentierte auf der CES in Las Vegas letztes Jahr das Konzept “Vans and Robots”. Hier wird in einem üblichen Transporter ein Lieferroboter vom Fahrer beladen. Dieser transportiert die Pakete über eine Rampe zur Haustür der Empfänger. Mercedes kooperiert dabei mit dem estnischen Start-up Starship, geführt vom Skype-Mitgründer Ahti Heinla, und ist mittlerweile auch als Investor eingestiegen. Sowohl DHL als auch Hermes testen die Starship-Roboter derzeit.

Starship-Roboter in Hamburg. (Foto: Hermes)

Solche Roboter haben sicherlich ihre Grenzen, denkt man an manche engen und verwinkelten Straßen, Hinterhöfe und Treppen. Hier sind Zusteller aus Fleisch und Blut weiter unersetzlich, dennoch kann ein solcher Roboter dem Zusteller helfen.

Ein weiteres Konzept von Mercedes ist der “Vision Van”. Dies ist ein selbstfahrender Transporter, von welchem Drohnen starten und die Pakete ausliefern, komplett automatisiert. Dieses Konzept ist noch ferne Zukunftsmusik, denn auch hier gelten die rechtlichen Vorschriften bezüglich Drohnenflug.

Was bedeuten die Trends für die Verpackung?

Das Verlangen der Käufer nach “Same Day Delivery” verlangt der Kommissionierung und der Logistik einiges ab. Derzeit werden in Berlin und München die Pakete der Amazon Prime Now Bestellungen via Lastenfahrrad ausgefahren. Schneller und umweltschonender als der Transporter. Eine Zustellung zum Wunschtermin ist derzeit noch recht kostspielig, schließlich muss ein Kurier extra losgeschickt werden.

Um einen schnellen Versand zu gewährleisten, muss das Verpacken möglichst reibungslos funktionieren. So wird auch im Lager der Online-Shops viel getestet. Neben der Frage nach dem schnellen Picken ist auch die Verpackung von zentraler Bedeutung.

Wie die Verpackung der Zukunft aussieht, haben die Wissenschaftler des Frankfurter Zukunftsinstituts in einer Studie im Auftrag des VDW – Verband der Wellpappen-Industrie – untersucht. Ein Fazit: Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung. Ein weiteres: die passende Verpackungsgröße ebenfalls. Perfekte Passform, so wenig Polstermaterial wie möglich und die optimierte Raumnutzung in Lagern – das bringt ein Plus an Zeit, Platz und Gewinn. Dies ist eine logische Konsequenz, bedenkt man, dass alle vorgestellten Lösungen eher knapp bemessene Lagerkapazitäten haben. Die Amazon Locker beispielsweise können nur Pakete aufnehmen, welche nicht größer als 42 x 35 x 32 cm sind und nicht mehr als 4,5 Kilo wiegen.

Doch die Verpackung der Zukunft muss noch mehr können. Sie wird in Zeiten des schnellen Internethandels zum Datenträger. Lückenlos sollen sich mit ihr Standort, Lieferweg und Unversehrtheit nachvollziehen lassen. Zu den Bestellvorgängen gehören zudem Verpackungslösungen, die flexibel einsetzbar und in kürzester Zeit verfügbar sind – auch in kleinen Mengen. Je besser sich Verpackungen in Größe, Höhe, Stabilität und Form der jeweiligen Versandsituation anpassen, desto wahrscheinlicher werden sie künftig nachgefragt. Das heißt: Verpackungen müssen künftig noch vielseitiger konstruiert sein, um den steigenden Anforderungen des elektronischen Handels, automatischer Lager und neuer Transportmittel gerecht zu werden.

Weitere Infos:

  • http://t3n.de/magazin/innovative-logistik-trends-onlinehandel-zukunftspaket-238987/
  • http://www.internetworld.de/technik/logistik/paketlogistik-trends-jahres-1193124.html
  • http://www.giga.de/unternehmen/amazon/specials/amazon-drohne-direktlieferung-neue-infos-videos-und-bilder/
  • http://www.zeit.de/2016/20/logistik-digital-amazon-roboter-drohnen/komplettansicht
  • https://www.haendlerbund.de/de/downloads/studie-logistik-2016.pdf
  • http://www.e-commerce-magazin.de/umfrage-die-tuecken-der-verpackung
  • https://www.pcwelt.de/a/amazon-kooperiert-mit-aldi-sued-amazon-locker,3446710
  • http://www.spiegel.de/netzwelt/web/lieferung-per-drohne-amazon-beantragt-testlizenz-a-980556.html

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