Telair International, Hersteller von Cargo-Loading-Bauteilen im oberbayerischen Miesbach, verpackte – beziehungsweise polsterte – früher seine Komponenten mit Schaumschutzprofilen. Der eigene Anspruch und die Hauptkunden Airbus und Boeing verlangten nach einer effizienteren, umweltfreundlicheren Lösung, die zugleich Transportschäden deutlich verringern sollte. Wolfgang Kordes, Abteilungsleiter Warehouse von Telair International, beschreibt im Packgespräch das Projekt.
Packgespräch: Obwohl Ihre Bauteile im Flugzeug große Lasten halten müssen, sind sie beim Transport dennoch empfindlich. Warum wollten Sie die bisherigen Schaumschutzprofile ersetzen?
Wolfgang Kordes: »Das Verpacken und auch das Auspacken der Telair-Komponenten war sehr zeitaufwendig – vor allem hatten wir etwa zwei Prozent Transportschäden zu verzeichnen. Das war einfach nicht mehr vertretbar. Gemeinsam mit ratioform haben wir eine Bestandsaufnahme der Prozesse vorgenommen, bei der auch das Material selbst bewertet wurde.«
Stichwort Material, wie wurde die heutige Lösung erarbeitet?
»Nachdem sich die Spezialisten von ratioform 2012 zusammen mit unserem Teamleiter Versand, Oliver Westheider, ein genaues Bild des aktuellen Prozesses gemacht hatten, stand schon bald die Idee ›gefräste Wellpapp-Polster‹ im Raum.«
Wie sind Sie anschließend vorgegangen?
»Anhand ausgewählter Produktmuster wurden erste prototypische Formteile entwickelt. Dann haben wir getestet, wie gut die unterschiedlichen Bauteile in der Transportkiste fixiert und geschützt werden. Die Formteile sind exakt abgemessene und gefräste Wellpapp-Polster. Im Test mit ratioform zeigte sich, dass sie äußerst stabil sind, einen festen Abstandshalter in der Transportkiste bieten und ein Verrutschen praktisch ausgeschlossen ist. Der Raum in der Holzkiste kann optimal genutzt werden, auch das Ver- und Auspacken sind denkbar einfach. Im Vergleich zur vorherigen Lösung sparen wir außerdem Verpackungsmaterial.«
Was sind die Kernpunkte der heutigen Lösung?
»Unsere Komponenten sind jetzt wesentlich besser geschützt, die Transportschäden wurden von etwa zwei Prozent auf null reduziert! Das aufwendige manuelle Zuschneiden von Schaumstoff entfällt völlig, der Ein- und Auspackprozess ist damit wesentlich schneller geworden. Und Wellpappe ist umweltfreundlicher. Ein positiver Zusatzeffekt, der auch im Hinblick auf die Entsorgungsrichtlinien der verschiedenen Länder eine wichtige Rolle spielt.«
Wie sieht die Zukunft der Lösung aus?
»Es ist ein Musterbeispiel, denn die ganzheitliche Prozess- und Materialumstellung ist in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Eine ähnliche Lösung entwickeln wir deshalb auch zurzeit für die Cargo-Loading-Bauteile des neuen Airbus A350. Über das Ergebnis berichten wir dann natürlich gerne.«
Ergebnisse der ganzheitlichen Verpackungs- und Prozessanalyse:
- Keine Transportschäden
- 25 % Einsparung bei Verpackungszeiten
- 26 standardisierte Verpackungsformteile
- Prozessoptimierung durch klar definierte Verpackungsanweisung
- Günstigeres, umweltfreundlicheres Material
- Einkauf von Schaumstoffmaterial erübrigt sich
- Folienverbrauch wesentlich reduziert
Telair International – im Überblick
1969 wurde das Unternehmen in Hausham als Repair Station von Stellmotoren für die Luftfahrtindustrie gegründet. In den Siebzigerjahren begann die Entwicklung von Cargo-Lock-Systemen für den ersten Airbus A300, 1989 kam die Komponentenfertigung für den A330 und A340 hinzu. In den Neunzigern konnte Telair International auch Boeing als Kunde gewinnen, anfangs in erster Linie für die Umrüstung der Boeing B747. 2003 zog Telair nach Miesbach um. Inzwischen ist das Unternehmen weltweit führender Anbieter von Cargo-Loading-Komplettsystemen in der Luftfahrt. Alle Systeme sind Eigenentwicklungen. Mit 300 Mitarbeitern erwirtschaftet Telair International aktuell 120 Millionen Euro Jahresumsatz und hat ein durchschnittliches Wachstum von 15 Prozent im Jahr.
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Fotos: Jens Müller
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Ich wusste nicht, dass Formteile aus Schaumstoff seit einiger Zeit auch von anderen Materialien ersetzt worden sind. Es ist einer Freundin von mir aber passiert, dass ihr Handy, das sie online aus China bestellt hatte, beschädigt ankam. Also es ist immer wichtig, auch wenn man ein bisschen umweltfreundlicher sein will, die Qualität des Produktes zu überprüfen und sicher gehen, dass das Produkt gut und in gutem Zustand ankommt. Danke für den interessanten Artikel