Ein sicherer Transport und Versand ist bei empfindlichen, leicht zerbrechlichen und wertvollen Produkten eine echte Herausforderung. Unternehmen, die Ersatzteile oder in kleinen Serien gefertigte Geräte verschicken, benötigen für diese Art von Produkten individuelle Verpackungslösungen. Die Investition in spezielle Maschinen zur Herstellung von Schaumverpackungen vor Ort lohnt sich für sie allerdings oftmals nicht. Jörg Hahne von Sealed Air erläutert im Interview, welche Möglichkeiten es gibt, um empfindliche und wertvolle Waren wirtschaftlich und ressourcenschonend zu verpacken.
Wie Schaumverpackungen Ihre Ware schützt und wann sie zum Einsatz kommt
Herr Hahne, welche Verpackungslösungen empfehlen Sie, um eine hohe Sicherheit der Waren beim Transport zu gewährleisten?
Die Produktpalette von Sealed Air umfasst verschiedene Lösungen, um hochwertige und empfindliche Produkte auf dem Versandweg zu schützen. Unser Unternehmen ist der Erfinder der Luftpolsterfolie – zwei Amerikaner hatten 1957 die Idee dazu, die Firma wurde dann 1960 gegründet. Das Luftpolster-Portfolio hat sich im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt. Inzwischen haben Schaumverpackungen, die einen besonders hochwertigen Schutz bieten, das Sortiment ergänzt. Diese wollen wir heute genauer vorstellen.
Wie schützen Ihre Schaumverpackungen die transportierte Ware?
Der allgemeine Vorteil von Schaumverpackungen ist, dass das empfindliche Produkt federnd im Schaum gelagert wird. Dadurch wird die Einwirkung äußerer Belastungen während des Transportprozesses, wie durch Druck oder Stöße, auf das Packgut erheblich reduziert. Die Schaumlösungen können verschieden aussehen und bieten eine große Vielfalt für unseren Kunden. Ich würde gerne zwei Beispiele anführen:
- Eine besonders flexible Lösung ist Instapak®, der Zwei-Komponenten-Schaum aus unserer Produktpalette, schützt die Ware durch seine flexible Anpassung an das Produkt.
- Eine weitere Lösung sind Stratocell® und Ethafoam® Schaumplatten aus Polyethylen. Diese schützen die Ware optimal und sind darüber hinaus optisch ansprechend und steigern daher die Wertigkeit des Produkts.
Ein bedeutender Unterschied der beiden Schaumlösungen ist die Möglichkeit, Instapak® direkt selbst vor Ort zu produzieren, während die Stratocell® und Ethafoam® Schaumplatten aus Polyethylen stets über einen Weiterverarbeiter bezogen werden.
In welchen Branchen sehen Sie für solche Verpackungslösungen den größten Bedarf?
Vor allem der Ersatzteilversand sowie Unternehmen, die hochwertige Produkte in kleinen Serien herstellen, profitieren von diesen Schaumverpackungen. Das betrifft Branchen wie die Medizin-, Mess- und Gerätetechnik, den Maschinenbau, Elektronik sowie Hersteller von Glas, Porzellan oder Automobilteilen.
Betroffen sind also Unternehmen mit einer hohen Reklamationsquote?
Ja, definitiv helfen unsere Lösungen, die Reklamationsquote zu minimieren. Alle unsere Verpackungslösungen bauen auf vier strategischen Säulen auf: Schadensreduzierung, Durchlaufgeschwindigkeit eines Produktes durch den Verpackungsprozess, Material-/Packstückgrößen-Reduzierung und das Auspackerlebnis. In Zeiten des E-Commerce ist die Verpackung oft der erste physische Kontakt zwischen Empfänger und Versender, sie muss daher einladend wirken.
Individuelle Verpackungen für den kleinen bis mittleren Bedarf
Sie haben mit iMold ein spezielles System für individuelle Verpackungslösungen entwickelt. Wie wird diese Schaumverpackung hergestellt und aus welchen Materialien besteht sie?
iMold® ist ein System aus der Produktfamilie Instapak®. Das Verpackungspolster besteht aus einem Polyurethan-Schaum und einer umschließenden Polyethylen-Folie. Der Schaum wird erst beim Kunden mithilfe des iMold® Systems hergestellt. Dadurch verringert sich das Volumen, das wir transportieren, und somit die Zahl der LKW-Fahrten: Eine Palette mit den entsprechenden Komponenten ersetzt ungefähr das Volumen eines halben bis ganzen LKWs, je nach Schaumtyp.
Wie können sich Kunden die iMold® Maschine beschaffen?
Sie können sie kaufen, mieten oder mit einem unserer Partner zusammenarbeiten. ratioform ist ein solcher Partner, der selbst ein iMold® System betreibt und so Schaumverpackungen in Kleinserie für seine Kunden in der Region fertigen kann.
Können Kunden also individuelle Verpackungen bei ratioform bestellen?
Genau, wir unterstützen ratioform beim Design der Lösung. ratioform stellt die individuellen Schaumverpackungen auf dem iMold® System in regionaler Nähe zu seinen Endkunden her. Das spart Frachtkosten und Transportwege. Die Kunden erhalten als Resultat hochwertige, konstruktive und reproduzierbare Verpackungen mit sehr geringen Initialkosten.
Haben Sie ein klassisches Beispiel, wofür das iMold System verwendet werden kann? Und wo liegen dessen technischen Grenzen?
Polsterecken für Spiegelschränke sind ein gutes Beispiel. Die Schrankmodelle mit ihren geometrisch unterschiedlichen Ecken kann die Schaummaschine sehr gut abbilden. Die technischen Grenzen des iMold® Systems liegen bei 780 Millimeter Länge, 270 Millimeter Breite und 170 Millimeter Dicke einer Schaumverpackung. Aufgrund des speziellen Herstellungsverfahrens darf die Form zudem nicht zu komplex sein.
Schaumverpackungen: platzsparend und ressourcenschonend
Wie viel Volumen und Gewicht nehmen Ihre Schaumlösungen ein?
Schäume und Kunststoffe sind sehr leicht, sodass sie das Gewicht einer Verpackung kaum erhöhen. Einer der wichtigsten Punkte bei modernen Verpackungslösungen ist die Vermeidung von Material. Wir arbeiten deshalb konstant an der Entwicklung leichterer Schäume, welche die Produkte jedoch genauso gut schützen wie ihre Vorgänger.
Ein neuer Schaumtyp unserer Instapak® Produktfamilie kommt mit 25-35 % weniger Material als herkömmliche Instapak® Schäume aus und besitzt dieselben Schutzeigenschaften.
Unsere Stratocell® und Ethafoam® Polyethylen-Schaumplatten zeichnen sich durch geringe Raumgewichte aus, die minimal bei 16 Kilogramm pro Kubikmeter liegen. Dadurch kann die Ware mit so wenig Material wie möglich verpackt werden. Das Gleiche gilt für unsere Folienprodukte: Die dünnste Schrumpffolie ist beispielsweise nur 7 µm stark – das entspricht 1/10 des Durchmessers eines menschlichen Haars.
Wie ressourcenschonend sind Ihre Schaumverpackungen?
Sealed Air Verpackungslösungen sind in vielerlei Hinsicht ressourcenschonend. Instapak® Komponenten lassen sich beispielsweise unaufgeschäumt von A nach B transportieren, was Ladekapazitäten und damit Lkw-Fahrten einspart. Des Weiteren bieten bei den Polyethylen-Schäumen biologisch nachwachsende Ressourcen neue Möglichkeiten: Unser EcoPure™ Hybrid besteht zu 25 % aus nachwachsenden Rohstoffen und zu 75 % aus Recyclingmaterial. Durch diese vorteilhaften Eigenschaften reduziert er den ökologischen Fußabdruck Ihres Unternehmens. Schaumverpackungen aus 100 % biologisch nachwachsenden Ressourcen sind zwar technisch bereits möglich, aber die notwendigen Rohstoffe sind auf dem Weltmarkt noch knapp und dadurch teuer. Durch den Materialmix bleibt der Versand für den Kunden wirtschaftlich. Auch die Polyethylen-Schäume weisen neben ihrem geringen Raumgewicht eine weitere umweltfreundliche Eigenschaft auf: Wiederverwendbarkeit. Wenn sie sortenrein gesammelt werden, kann der geschredderte und regranulierte Schaum zur Herstellung eines neuen Schaums verwendet werden.
Herr Hahne, wir danken Ihnen für das Gespräch. Konstruktive Verpackungen aus Schaum sind die optimale Lösung für empfindliche und wertvolle Produkte, da sie leicht, vielfältig einsetzbar und ressourcenschonend sind. Durch ihre individuelle Anpassung schützen sie die versendete Ware und steigern deren Wertigkeit.
Jörg Hahne begann seine Karriere in der Verpackungsbranche 1995, nachdem er sein Studium der Feinwerk- und elektronischen Gerätetechnik (FH) abgeschlossen hatte. Er arbeitete zunächst im Bereich Mehrweg-, Lager- sowie Transportbehälter und wechselte 1998 zur Sealed Air Verpackungen GmbH, dem Erfinder der Luftpolsterfolie. Anfänglich war er als regionaler Vertriebsbeauftragter tätig, später insbesondere auf dem Gebiet konstruktiver Schaumverpackungen. Von 2011 bis 2017 verantwortete er dann den Vertrieb für Nord- und Ostdeutschland. Als Strategic Account Manager betreut Jörg Hahne seit 2017 größere Firmenverbände und Key Accounts in der DACH-Region.