Versand gekühlter Waren: Wie Lebensmittel perfekt temperiert ankommen

Der Versand von gekühlten Waren erlebt in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Der Online-Food-Markt zählt mit einer Wachstumsrate von 21,2 % (Handelsreport Lebensmittel Online 2017) zu den wachstumsstärksten überhaupt. Entsprechend viele Unternehmen beschäftigen sich mit dem florierenden Geschäft des Lebensmittelversands. Doch wie lassen sich Frischwaren während des Transports kalt oder gar gefroren halten? Unser Experte für temperatursensible Logistik Dr. Florian Siedenburg erklärt im Interview, wie Unternehmen ihre Produkte auf dem Weg zum Kunden optimal kühlen.

Optimale Transport-Temperaturen für Frischwaren

Herr Siedenburg, Sie sind Geschäftsführer von ECOCOOL, einem Spezialisten für Kühlverpackungen. Entsprechend gut kennen Sie sich mit dem Transport von Frischwaren aus. Wie können Händler die benötigte Kühlung sicherstellen?

Die meisten unserer Kunden kommen aus dem Online-Lebensmittelhandel. Die verschickten Frischwaren müssen während der Lieferung einer bestimmten Temperaturspanne ausgesetzt sein. Bei Fisch und Hackfleisch sind es beispielsweise 0 bis 2 Grad Celsius. Die meisten anderen Produkte erfordern weniger als 4 oder 7 Grad Celsius.

Um die nötigen Temperaturen zu gewährleisten, ist eine isolierende Verpackung samt der nötigen Menge an Kühlelementen erforderlich. Zudem sollte das genutzte Kühlmedium zum Temperaturbereich der Ware passen. Für frische Produkte empfiehlt sich beispielsweise keinesfalls Trockeneis, weil es viel zu kalt ist. Der Frischeversand setzt stattdessen auf wasserbasierte Varianten.

Aktive und passive Kühlung beim Lebensmittelversand

Beim Versand gekühlter Waren haben Händler die Möglichkeit, aktiv oder passiv zu kühlen. Wie unterscheiden sich die Methoden voneinander?

Bei aktiver Kühlung wird ein stromgespeistes Aggregat benötigt, das die Temperatur permanent auf dem gewünschten Niveau hält. Der Transport vom Lebensmittelproduzenten zum Supermarkt etwa geschieht auf diese Art und Weise – beispielsweise per Kühl-LKW.

Passive Kühlung ist das, was wir machen. Sprich: Mithilfe von Kühlelementen und Isolierverpackungen halten wir Lebensmittel für eine gewisse Zeit so kalt, wie es das jeweilige Produkt erfordert.

Welche durchschnittliche Transportdauer können Kunden bei der passiven Kühlung anvisieren? Was empfehlen Sie?

Ich rate Kunden immer zu einer Lieferung am nächsten Tag. Daran sollte sich auch die Wahl des Logistikunternehmens orientieren. So bleiben die Kosten für das Verpackungs- und Kühlmaterial im Rahmen. Außerdem lässt sich auf diese Weise die Qualität der Produkte perfekt bewahren. Dies ist sicherlich die kundenfreundlichste Herangehensweise.

Verbraucher möchten ohnehin nicht lange auf ihre bestellten Waren warten – besonders nicht bei frischen Produkten. Viele unserer Lebensmittel-Versandverpackungen sind deshalb auf Zeitfenster bis zu 36 Stunden optimiert. Andere Lösungen schaffen sogar über 50 Stunden. Dazu sind dann mehr Kühlelemente erforderlich, was sich wiederum in den Kosten niederschlägt. Kühlverpackung und Logistikdienstleister sollten dementsprechend zueinanderpassen. D.h. ist die Laufzeit länger und somit die Kosten für den Spediteur geringer, sollte dies unbedingt durch eine etwas aufwändigere Kühlverpackung kompensiert werden – und andersherum.

Temperatur-Richtlinie für Versandhändler

Sprechen wir über Richtlinien für den Versand von Lebensmitteln. Die DIN Spec 91360 ist ein Temperaturkonzept für kühlpflichtige und nicht kühlpflichtige Waren, an dem Sie mitgewirkt haben. Um was geht es dabei und für wen ist es gedacht?

DIN Spec 91360 (PDF) richtet sich in erster Linie an Unternehmen, die neu in den Markt des Lebensmittelversands einsteigen. Sie sollen eine Richtlinie an die Hand bekommen, die über die lebensmittelrechtlichen Rahmenbedingungen für den Transport von Waren zum Kunden aufklärt. Zudem geht es um Auswahl und Qualifizierung der passenden Kühlverpackungen.

Händler sollten sich dazu vorab überlegen, welche Umgebungstemperatur während des Versands herrscht. Wir nennen das „Temperaturprofile“. Diese unterscheiden sich selbstredend je nach Jahreszeit. Besonders im Sommer sind ausgeklügelte Kühlkonzepte vonnöten. Daran orientiert sich die Verpackungsstrategie.

Auch die Transportdauer und -zeitpunkte spielen eine Rolle. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass meine Ware um 17 Uhr abgeholt und bis 12 Uhr zugestellt wird, definiert das die maximale Laufzeit. Mit diesen unterstellten Rahmenbedingungen sollte dann eine ausgewählte Kühllösung in einem Labor- oder Klimakammertest getestet werden. Aus Sicherheitsgründen können Testläufe etwas länger als die tatsächlich anvisierte Versanddauer sein, um besondere Vorkommnisse einzuschließen – beispielsweise die Abgabe und vorübergehende Lagerung des Pakets beim Nachbarn.

Beutel und Behälter für den Versand von Lebensmitteln in unterschiedlichen Temperaturzonen

Welche Lebensmittel-Versandverpackung empfehlen Sie für welchen Zweck? Gibt es Unterschiede hinsichtlich der transportierten Waren?

Das Ziel bei der Verwendung von unterschiedlichen Temperaturzonen ist, dass die Waren jeweils nur in dem Maße gekühlt werden, in dem sie es auch wirklich benötigen. Grundsätzlich eigenen sich all unsere Behälter und Beutel für den Versand frischer Lebensmittel sowie Trockenware. Produkte wie der Smartcooler, Coolmailer oder Smartliner bieten sich insbesondere an, wenn in einer Versandbox unterschiedliche Temperaturzonen verschickt werden sollen.

Der Thermobeutel aus Vlies (Smartcooler) ist perfekt für Spezialitäten-Anbieter, da er die beste Isolation bereitstellt. Trockenwaren wie Wein oder Olivenöl können dank Smartcooler in einer gemeinsamen Box transportiert werden. Dies ist möglich, indem nur die kühlpflichtigen Produkte wie Käse oder Fleisch gemeinsam mit entsprechenden Kühlelementen in dem Thermobeutel aus Vlies verpackt werden. Zudem ist der Thermobeutel das nachhaltigste Produkt im Sortiment. Er besteht aus recycelten Materialien.

Der Thermobeutel aus aluminiumbeschichteter Luftpolterfolie (Coolmailer) funktioniert optimal bei Produkten, bei denen es genügt, wenn sie kühl oder gefroren ankommen – nicht tiefgefroren. Getrocknetes Tierfutter etwa zählt zu den geeigneten Waren. Auch beim Schutz von leicht temperatursensiblen Produkten wie Schokolade kann der Coolmailer zum Einsatz kommen, ebenso wie bei einigen relativ unempfindlicheren Fischspeisen wie z.B. Räucherfisch. Händler müssen darauf achten, je nach Lebensmittel die richtige Menge an Kühlelementen hinzuzugeben.

Der Thermoversandbehälter mit Luftpolstereinlagen (Isohood Inlay) passt ideal zu Versendern, die eine komplette Box mit Ware möglichst logistikoptimiert verschicken möchten. Sie benötigt nur wenig Platz und ist flexibel an verschiedene Kartongrößen anpassbar. Entsprechend viele Lebensmittel können Händler in der Verpackung verstauen. Auch spezielle Formen lassen sich abdecken.

Ratioform hat übrigens hochwertige Boxen für den Thermoversand im Angebot. Die Behälter mit Luftpolstereinlagen, Baumwolleinsatz oder Styropor lassen sich hervorragend mit unseren Kühlelementen kombinieren. Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen!

Herr Siedenburg, wir danken Ihnen für die spannenden Einblicke.

Unser Experte für temperatursensible Logistik – Dr. Florian Siedenburg Geschäftsführer bei ECOCOOL:

Dr. Florian Siedenburg studierte Volkswirtschaftslehre in Kiel. Nach seinem Diplom im Jahr 2006 promovierte er in Ökonometrie. Von 2010 bis 2013 arbeitete Dr. Siedenburg als Entwickler in einem Start-Up für Datenanalyse und wechselte im Anschluss zu ECOCOOL. Die Geschäftsführung übernahm er im Jahr 2015. Und hält seitdem die Ansprüche an Qualität, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit der ECOCOOL-Produkte auf höchstem Niveau.

    One thought on “Versand gekühlter Waren: Wie Lebensmittel perfekt temperiert ankommen

    1. Ich erwäge derzeit einen Kühltransport für Lebensmittel anzufragen. Wie Sie bereits erwähnen, kann man aktiv oder passiv kühlen. Ich denke, dass auf längeren Routen die aktive Kühlung zu bevorzugen sein könnte. Ich werde dies mit der Firma für Kühltransporte besprechen. Vielen Dank für Ihren Beitrag.

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