Styropor® hängt das Image an, es könnte nicht entsorgt werden und sei daher schädlich für die Umwelt. Doch was ist dran an diesem Mythos? Im Interview erklärt Stefan Schlaadt von der SCHLAADT Unternehmensgruppe, in welchen Aspekten sich Styropor® – auch als Expandiertes Polystyrol (EPS) bekannt – durch Nachhaltigkeit auszeichnet. Außerdem erläutert er, welche innovativen Möglichkeiten es für das Recycling von Styropor® und anderen Kunststoffen bereits gibt und was die Zukunft bringt.
Nachhaltigkeit hat viele Facetten
Herr Schlaadt, wie nachhaltig ist Styropor® tatsächlich?
Tatsache ist, dass jeder etwas anderes unter Nachhaltigkeit versteht. Der Begriff hat viele Facetten – und für eine akkurate Beurteilung müssen all diese Facetten beleuchtet werden. Wenn Styropor® in einem Bereich weniger gut abschneidet, heißt es noch lange nicht, dass der Partikelschaum insgesamt nicht nachhaltig wäre. Zu den sechs Facetten, die bei EPS und ähnlichen Verpackungsmaterialien relevant sind, gehören:
- Produktschutz
- Transportkosten und -aufwand
- CO2-Emissionen
- Energieverbrauch bei der Herstellung
- Ressourcenverbrauch und
- Recycling.
Wie umweltfreundlich ist Styropor® in diesen unterschiedlichen Bereichen?
- Styroporverpackungen sind durch ihren starken Produktschutz klimafreundlich. Wenn die Verpackung mangelhaft ist und das Produkt beschädigt beim Empfänger ankommt, muss es durch ein neues ersetzt werden. Dadurch wird deutlich mehr CO2 emittiert, als es bei der Verpackung jemals der Fall war. Insbesondere beim Versand von Lebensmitteln oder temperatursensiblen Pharmazeutika zeichnet sich Styropor® (EPS) durch einzigartige Eigenschaften aus: Es isoliert hervorragend und ist hygienisch, geschmacks- und geruchsneutral. Aber auch bei kratzempfindlichen Oberflächen und schweren Produkten wie Weißgeräten kommt Styropor überwiegend zum Einsatz, denn es ist anderen Verpackungsmaterialien, insbesondere durch seine Fähigkeit der Multi-Stoßabsorption, deutlich überlegen.
- Styropor® spart zudem erhebliche Transportkosten. Alternative Materialien sind viel voluminöser, wodurch mehr LKWs benötigt werden, um die Waren zu transportieren. Mehr LKWs führen wiederum zu mehr CO2-Emissionen und einer erhöhten Umweltbelastung. Bei anderen Verpackungsmaterialien erhöhen sich die Werte um das Drei- bis Fünffache.
- Im Hinblick auf CO2-Emissionen zeichnen sich Partikelschäume ebenso durch Nachhaltigkeit aus. Bei der Herstellung einer EPS-Verpackung entstehen 40 Prozent weniger CO2-Emissionen als bei einer Kartonage-Verpackung.
- Beim Energieverbrauch zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Produktion einer Styroporverpackung benötigt 30 Prozent weniger Energie als eine Kartonage-Verpackung.
- Außerdem liegt der Ressourcenverbrauch bei der Styroporverarbeitung viel niedriger als bei anderen Materialien: 20 Prozent weniger Schwefeldioxid-Emissionen, 70 Prozent weniger Wasser und 80 Prozent weniger Nährstoffanreicherung als bei der Herstellung von Kartonagen.
- Beim Recycling von Styropor® und anderen Kunststoffverpackungen ist bereits vieles möglich. Einige neue, äußerst interessante Ansätze werden den Recyclingmarkt in den nächsten Jahren stark verändern.
Styropor®: Recycling statt Entsorgung
Welche Ansätze gibt es bereits für das Recycling von Styropor®?
Die einfachste Möglichkeit des Styropor-Recyclings existiert schon seit Jahren. Hierbei werden die ausgedienten Styroporverpackungen gemahlen und die wiedergewonnenen Kügelchen anschließend entstaubt, gerundet und den originären Produktionsprozessen wieder hinzugefügt. Und das alles ohne Einsatz chemischer Additive – es genügen Wasserdampf und Druck.
Bei der zweiten Variante wird der Partikelschaum ebenfalls teilweise gemahlen, dann verdichtet, eingeschmolzen und begast. So entsteht ein Granulat, das ähnliche Eigenschaften besitzt wie das Ursprungsmaterial. Damit kann es problemlos wieder in den ursprünglichen Prozess eingebracht werden.
Es gibt eine dritte Form des Recyclings, die besonders nachhaltig ist. Hierbei wird das Styropor® aus organischen Abfällen und Altölen hergestellt, nicht wie üblicherweise aus Rohöl. Das Material hat exakt die gleichen Eigenschaften wie normales Styropor®, erzeugt jedoch 75 Prozent weniger CO2-Ausstoß bei der Herstellung.
Demnach können Kunden heutzutage, je nach Anspruch, aus drei verschiedenen nachhaltigen Styropor®-Varianten wählen.
Chemisches Recycling: die Zukunft des Kunststoff-Recyclings
Welche neueren Entwicklungen können Sie am Recycling-Markt beobachten?
Was uns beim Recycling von Styropor® und anderen Kunststoffen in Zukunft beschäftigen wird, ist das Thema ChemCycling. Bei dem als Pyrolyse bezeichneten Verfahren werden gemischte Kunststoffabfälle wieder in ihre Monomere aufgespalten. Für Styropor® bedeutet das Folgendes: Die Polymere des Partikelschaums werden unter Druck und Sauerstoffabschluss bei Temperaturen über 400 Grad Celsius in eine Art Rohbenzin zerlegt, dem Ausgangsprodukt für EPS. Aus den wiedergewonnenen Monomeren lassen sich anschließend wieder neue Kunststoffe – und natürlich auch Styropor – herstellen.
Was macht ChemCycling so innovativ?
Demnächst werden wir die ersten Stryroporverpackungen auf den Markt bringen, die zu 100 Prozent aus alten Kunststoffen bestehen. Sie haben dieselben Eigenschaften wie das ehemalige aus Rohöl hergestellte Styropor®. Die großen Chemieunternehmen wie BASF, BP und OMV errichten bereits große Anlagen, sodass wir in Zukunft Kunststoffabfälle nicht mehr sortieren müssen, sondern aus diesen gemischten und teilweise verschmutzten Kunststoffen Rohbenzin gewinnen können.
Dank chemischem Recycling können auch bei den Verpackungen im Lebensmittelbereich maximale Recyclingquoten erreicht werden. Derzeit fallen etwa 40 Prozent der Verpackungen auf diesen Bereich. Die recycelten Kunststoffe dürfen derzeit jedoch nicht in diesen Kreislauf zurück, da sie mit Schwermetallen kontaminiert sind. Durch dieses innovative Verfahren können wir Kunststoffe erzeugen, die absolut identische Eigenschaften haben wie die ehemaligen Ausgangsprodukte. Sie können somit völlig unbedenklich selbst für den Transport und die Verpackung von Lebensmitteln eingesetzt werden. Das ist wirklich revolutionär.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schlaadt. Styroporverpackungen sind im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien nicht nur nachhaltig, sondern sie eignen sich auch hervorragend für den Transport von Lebensmitteln und temperatursensiblen Pharmazeutika sowie schweren Geräten. Sie haben eine hohe Isolierfähigkeit, sind stapelbar und schützen das Transportgut optimal vor Stößen und Kratzern.
Experte für Partikelschäume – Stefan Schlaadt von der SCHLAADT Unternehmensgruppe – einem führenden Unternehmen der Branche.
Stefan Schlaadt ist seit 33 Jahren im Bereich der Partikelschäume tätig. Er agiert als geschäftsführender Gesellschafter der SCHLAADT Unternehmensgruppe, aus Lorch am Rhein, die sich bereits seit 1960 mit der Verarbeitung von Styropor® sowie einer Vielzahl weiterer Partikelschäume beschäftigt. Dort verantwortet er die Bereiche Vertrieb, Einkauf und Strategie. Im Mittelpunkt der SCHLAADT Unternehmensgruppe stehen ganzheitliche Lösungskonzepte zum Verpacken, Schützen und Isolieren für eine Vielzahl von Produkten in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen.
Sie interessieren sich ebenfalls für eine Verpackung aus Styropor oder haben ein anderes Anliegen? Kontaktieren Sie uns gerne: